Freitag, 11. Juni 2010

Mediation - Schulkonflikt - Beobachtung von Bewertung trennen - Grossmaul und Mundgrösse - Video Clip aus Workshop mit Marshall Rosenberg - Grundlagen der Gewaltfreien Kommunikation



Zitat aus dem Videoclip: "Beobachten ohne zu werten ist die höchste Form von menschlicher Intelligenz" - Krishna Murti

Dieser Ausschnitt stammt aus einem eintägigen Grundlagen Workshop zur Gewaltfreien Kommunikation. Die Videos dazu habe ich auf vimeo.com gefunden, und hier ist der erste Teil dieses GFK Workshop-Videos, mit deutschen Untertitelnzu sehen.

Es folgt der deutsche Text des Videos:
Nun, als ich hier in San Francisco mit dem Schulsystem gearbeitet habe in der 70er Jahren
bat mich der Superintendent der Schulen in eine Grundschule zu gehen,
Er sagte, die Eltern beklagen sich über die Qualität der Beziehung zwischen den Lehrern und dem Direktor. Er sagte, die Spannung in der Schule ist so hoch, das die Eltern ihre Kinder aus der Schule nehmen wollen. Also fragte er, ob ich nicht versuche könne, bessere Kommunikationsmöglichkeiten zwischen dem Personal und dem Direktor aufzuzeigen
Der Plan war, dass ich zuerst mit den Lehrern arbeiten würde, und dann die Lehrer und den Direktor zusammenführe. Mein Treffen mit den Lehrern ich fing mit der Frage an, die ich gerade Ihnen gestellt habe. Ich sagte zu den Lehrern: Können Sie mir eine Sache nennen, die der Direktor tut, die es Ihnen schwer macht, mit ihm zu arbeiten. Ich fragte nach einer Beobachtung, einem konkreten Verhalten, eine Sache, die er tut. Der erste Lehrer, der antwortete, sagte folgendes: Er hat eines grossen Mundwerk (Maul) Können Sie den Unterschied sehen, zwischen der Frage die ich gestellt habe, und der Antwort, die ich bekommen habe?
Ich hatte nicht gefragt "Welche Mundgrösse hat der Direktor". Dieser Lehrer gab mir eine Bewertung. Eine Analyse, die "Falschsein" voraussetzt. Wir sind so trainiert, so zu denken, dass wir manchmal Fakten und Meinung nicht auseinanderhalten können. Alles, was wir sehen, ist unser Feindbild. Ob es ein Einzelner ist, oder eine Nation.
Wir sind trainiert in Feindbildern zu denken, "Falschheit". Es verdeckt die Wirklichkeit, wir sehen nicht das Verhalten, wir sehen nur unser Feindbild. In seinem Buch "Out of weakness"(Aus Schwäche heraus), sagt Andrew Schmookler, dass, wenn Kulturen gelehrt werden, so zu denken, nicht bloss eine Person zu sehen, sondern ein Bild, ein Urteil das sie gefällt haben, sind die Bomben niemals weit entfernt. ...Also hab ich das dem Herrn erklärt, dass das keine Antwort auf meine Frage sei, ich wollte eine Sache wissen, die der Direktor TUT. Dieser Mann steckte fest, er konnte es einfach nicht begreifen. Die Frau die ihm am nächsten sass, versuchte zu helfen. Sie sagte, "also ich weiss, worauf er sich bezieht" Ich sagte: Ok, helfen sie ihm, was ist eine Sache, die der Direktor tut. Er redet zu viel. Nein, "zu viel" ist ein Urteil, Ich fragte nach einer Beobachtung, nicht nach einem Urteil So denken Leute, die "Wolfssprache" sprechen, Sie sind wirklich so aufgewachsen, zu denken, dass es wirklich so etwas gebe, wie eine genau richtige Menge von allem. Und zuwenig und zuviel, und dass sie wissen, wieviel das ist. Sie denken so. Das macht es nicht leicht, Konflikte mit ihnen zu lösen, Wenn Leute eine Vorstellung haben, das es ein "richtig" gibt, und ein "zuviel" und "zuwenig". Und sie wissen, was es ist. Und besonders, wenn sie es vermischen mit einer Beobachtung. Ich habe bloss gefragt "was tut dieser Mensch", und zum zweiten Mal, diese Person konnte das Verhalten nicht sehen, getrennt von ihrem Urteil eine dritte Person versuchte zu helfen. Ich weiss, worüber sie sprechen. OK, was? -- Er denkt, er ist der einzige, der etwas wichtiges zu sagen hat. Nein, mir zu erzählen, was Sie denken, dass er denkt, ist eine Bewertung die Sie machen, über das, was Sie denken, was in seinem Kopf vorgeht. Ich habe gefragt, was "tut" er. Die vierte Frau sagte "Er will immer im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen". Jetzt geben Sie mir eine Beurteilung oder eine Diagnose seiner Motive.
Selbst wenn das richtig ist, ist es eine Diagnose seiner Motive, und nicht ein beobachtbares Verhalten. Die Frage war, was tut er. Nun sitzt die gesamte Belegschaft da und schweigt.
Keiner kann die Frage beantworten. Eine der Frauen sagt zu mir Mensch, Marshall, das ist aber schwer. Ja, tatsächlich sagt der Philosoph Krishna Murti, zu beobachten ohne zu beurteilen, ist die höchste Form menschlicher Intelligenz. Also, die von uns, die gelehrt worden sind, in diesen Feindbildern zu denken, sofort immer zu denken "gut, schlecht, richtig, falsch, normal, unnormal, passend, unpassend, zu dies, zu das". Wir können die Wirklichkeit nicht sehen, alles was wir sehen, sind unsere Feindbilder. Also, mit grosser Mühe von meiner Seite, brachte ich sie endlich dazu, die Feindbilder loszuwerden, und diese einfache Frage zu beantworten: Was hat er getan? Es waren mehrere Sachen, aber das worüber sie im Besonderen mit ihm arbeiten wollten, war dies: Dass er, während ihrer einmal wöchtlich stattfindenden Konferenzen, egal was auf der Tagesordnung stand, es in Beziehung zu einer Kriegserfahrung oder einer Kindheitserfahrung brachte. Und die durchschnittliche Sitzung dauerte 20 Minuten länger, als geplant war. OK, das beantwortete meine Frage, was er getan hat. Er sprach über Kriegserlebnisse, Kindheitserlebnisse, statt sich an die Tagesordnung zu halten. Ich sagte: Haben Sie ihn darauf hingewiesen? Nun, wir können jetzt sehen, wenn wir versucht haben mit ihm darüber zu sprechen, werden diese anderen Urteile reingemischt, und er geht in die Defensive. Also sie dachten, es wäre eine gute Idee, mit ihm darüber zu reden, aber sie fragten mich, ob ich dabei sein würde, für alle Fälle. Also war ich bei ihrer nächsten Konferenz dabei, und ich sah ziemlich schnell, worüber sie sprachen, weil, sobald ein Punkt angesprochen wurde, sagte der Direktor "Oh, das erinnert mich an eine Zeit....," und fing an eine Geschichte zu erzählen. Und ich wartete darauf, das jemand ihn damit konfrontieren würde, in "Giraffensprache". Aber statt dessen gab es eine Menge nonverbale "Wolfssprachen" Äusserungen. Die Leute machten folgendes. Sie rollten mit den Augen, stiessen ihren Nachbarn an, gähnen, sahen auf die Uhr, hielten ihre Uhr ans Ohr,
Und ich beobachtete dieses Szenario eine Zeit lang und sagte dann: Entschuldigung, aber will nicht jemand etwas sagen? Jetzt ist Schweigen und der Mann, der bei unserem ersten Treffen zuerst gesprochen hatte, ich konnte sehen, wie er seinen Mut zusammen nahm, er sieht den Direktor an, und sagt "Ed, du hast einen grosses Mundwerk".


Das war der Text dieses Interview Ausschnittes.  Marshall Rosenberg hat mehrere Bücher über seine Mediationsmethode, die Grundlagen und die Grundhaltung und Absicht seines Vorgehens geschrieben, besonders ein Buch ist hier zu nenen, "Gewaltfreie Kommunikation, aufrichtig und einfühlsam miteinander sprechen". Aber ich möchte Sie auf einen - scheinbaren - Widerspruch hinweisen, den Sie möglicherweise hier auf dieser Web Seite entdecken können, denn direkt UNTER diesem Text ist eine Anzeige geschaltet, die (absichtlich, von mir eingebaut, denn schliesslich brauche ich auch eine finanzielle Unterstützung für meine Bemühungen :-) )  von Google, dem "grossen Internet Bruder", entsprechend dem  Inhalt dieser Seite ausgewählt wird. Und das lustige ist, - ein Vorgang der teilweise Zufall(?) ist - das ich z.B. bei meinem letzten Aufruf dieser (meiner eigenen) Seite, die Anzeige eines Online-Spiels dort (UNTER DIESEM TEXT) unten gesehen habe. "Für den Papst, für Gott, für.... etc." und dann das Bild eines Kreuzritters." Ein online Kriegsspiel.  Und die "Feinde" in diesem Spiel (ich kenne es nicht) sind wahrscheinlich "Saladin und seine gottlosen Horden". Und das auf einer "gewaltfreien" Web-Seite.  Für mich heißt das: Das Thema "Gewaltfreie Kommunikation" berührt einen Grundwiderspruch unserer Erziehung, unserer Kultur, unserer Geschichte. Und es handelt sich nicht um etwas, was "ein begrenztes Problem ist". Nein. Diese "Kriegerischen" Online Spiele passen sehr gut zum Thema......  Die "Wolfssprache", die Feindbild-Sprache, die Marshall Rosenberg klar darstellt, inklusive der Alternative, ist die Grundlage unserer gesamten Geschichte, ist kein Zufall oder Fehler, sondern systematisch, weltweit, und seit Jahrtausenden Grundlage persönlichen und gesellschaftlichen Handelns. Deshalb ist Marshall Rosenbergs Arbeit SUBVERSIV und hochpolitisch. Deshalb: Seien Sie gewarnt. Sie überschreiten eine Grenze.... 

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